Code your Life: Programmieren lernen für Schülerinnen und Schüler von 10 bis 14 Jahren
Heinrich-Heine-Gesamtschule, Duisburg-Rheinhausen als Modellschule
Wenn um 10.45 Uhr eine Schildkröte im Rechteck läuft, ist das kein außergewöhnlicher Dressurakt oder gar Tierquälerei im Informatikraum der Heinrich-Heine-Gesamtschule, sondern sind es die ersten Programmierschritte der Klasse 6e. Bei einer „Hour of Code“ haben die Schülerinnen und Schüler ihre ersten Programmierversuche gestartet. Die Begeisterung war so groß, dass sie schnell den Wunsch äußerten, mehr über das Programmieren zu erfahren. Im Rahmen der Initiative Microsoft YouthSpark bewarb sich unsere Schule als Modellschule an der Erprobung der ersten Unterrichtseinheiten zum Programmieren mit der Turtle (Schildkröte) im Rahmen des Projekts „Code Your Life“ teilnehmen zu dürfen. Dies gelang, und so begann für die Schülerinnen und Schüler der 6e sowie ihren Lehrer Bernhard Wagner das Programmierabenteuer, das letztlich alle zusammen an den Beetzsee nach Brandenburg führen sollte. Doch dazu später. Die bereit gestellten Unterrichtseinheiten waren hervorragend geeignet einen erfolgreichen Start zu gewährleisten. Sie waren so aufgearbeitet, dass auch der Lehrer, der selbst zunächst wenige Grundkenntnisse in dieser Programmiersprache mitbrachte, schnell in der Lage war die Schüler bei der Gestaltung der ersten Programme anzuleiten. Da es für alle die erste Berührung mit der „Turtle“ war, hatten zunächst alle Beteiligten die gleichen Schwierigkeiten, die aber schnell ausgeräumt waren. Danach ging es zügig voran und die Programme wurden immer umfang- und trickreicher. Schnell entstanden am Bildschirm wunderschöne Muster, die ihrerseits zu immer weiterer Perfektion und zur weiteren Gestaltung anregten. Allen Kindern gelangen sofort tolle und vorzeigbare Ergebnisse. Die Freude darüber war allerorten zu spüren. Am Ende einer Doppelstunde hieß es immer wieder: „Können wir nicht einfach weiter machen?“ So etwas ist man als Lehrer nicht unbedingt gewohnt. Hoch motivierte Schüler, gepaart mit viel Unterrichtsfreude und dem steten Willen sich ständig zu verbessern – Lehrerherz, was willst du mehr? Dem Wunsch nach mehr Programmierzeit konnte leicht entsprochen werden. Ist doch die Programmierumgebung über den Internetbrowser aufzurufen. Auf diese Weise können die Schüler auch zuhause weiter arbeiten und immer neue Muster erfinden oder auch neue Befehle erlernen. Nach ausführlicher Rückmeldung über die Arbeitsergebnisse und Umsetzbarkeit der Unterrichtseinheiten folgte die Sensation: Die gesamte Klasse wurde zu einem „Summer-Coding-Camp“ nach Beetzseeheide in Brandenburg eingeladen. Alles inklusive. Wegen der Kürze der Zeit musste jetzt alles schnell gehen. Elterninformationen erstellen, Erlaubnisse abfragen, Bus bestellen, Verhältnisse vor Ort klären. Mit Hilfe von Frau Schneider von der Initiative „Code your Life“, die ebenso liebevoll wie geduldig alles Wichtige übermittelte, waren die Vorbereitungen der Fahrt schnell erledigt. Und dann ging es los. Am Sonntagmittag, 7.Juni 2015, startete die Klasse in das Abenteuer. Begleitet wurde sie durch ihre Klassenlehrerin, Frau Klamke, Herrn Wagner als Informatiklehrer der Schwerpunktklasse sowie 5 Schülerinnen mit einer Referendarin des Lise-Meitner-Gymnasiums Anrath und 2 Studenten der Hochschule Rhein-Waal, die als Ausbilder für ein Projekt eingesetzt waren und ihre Freizeit in den Dienst der guten Sache stellten. Die große Turnhalle der „Perspektivfabrik“ war kurzerhand mit vielen Surface-Rechnern und WIFI in ein überdimensionales Klassenzimmer verwandelt worden. Hier waren sechs anregende und gar nicht so leichte Aufgaben durch die Schülerinnen und Schüler zu bearbeiten. An einer Station war die bereits bekannte „Turtle“ anzutreffen. An der Station „Mirobot“ sollte ein kleiner Roboter so programmiert werden, dass er Muster, so wie sie mit der Turtle am Bildschirm auch schon gezeichnet wurden, nun aufs Papier bringen sollte. Die Roboter waren vorab von anderen Kindern zusammengebaut worden. Bei „AntMe“ wurde mit einer professionellen Programmierumgebung die Simulation eines Ameisenstaates gestaltet. Gesucht wurde das stärkste Ameisenvolk, das sich am besten versorgen und auch Feinde besiegen konnte. Eine Arbeit für echte Experten. Selbst programmierte „Twitter-Walls“ brachten Persönlichkeiten aus Technik und Informatik auf den Bildschirm. Auf einem großen LED-Board wurden Laufschriften erzeugt, ein „Sphero-Ball“ zog auf programmierten Pfaden seine Runden durch die Halle und wechselte dabei ferngesteuert seine Farbe. Mit „Minecraft“ entstand die Vision eines perfekten Camps der Zukunft. Anspruchsvolle Aufgaben, die aber letztlich von allen Kindern mit viel Spaß an der Sache gemeistert wurden. Nicht nur Programmieren in verschiedenen Umgebungen lernten die Schüler bei diesem Camp. Auch die so genannten „Soft Skills“ spielten eine große Rolle und wurden umfassend geschult. So spielten Durchhaltevermögen, Teamfähigkeit, Einlassen auf neue Herausforderungen und systematisches Arbeiten eine übergeordnete Rolle. Beeindruckend wie die Kinder das schafften. In Teams wurde entwickelt, umgesetzt und ausgeführt. Alle Teams waren aus Schülerinnen und Schülern der eingeladenen Schulen gemischt zusammengesetzt. Außer der Klasse 6e unserer Schule waren Schulen aus Berlin, München und Anrath vertreten. Jede Gruppe brachte ganz unterschiedliche Voraussetzungen mit. Letztlich wurden alle noch so unterschiedlich zusammengesetzten Gruppen doch zu aufeinander abgestimmten Teams. Das allein ist schon ein toller Erfolg. Auch in der Freizeit, die es natürlich auch gab und die mit viel Sport und Spiel in reizvoller Umgebung am Beetzsee ausgefüllt war, traf man sich mit anderen Gruppen und verbrachte eine wunderschöne Zeit miteinander. Am letzten Abend gab es Disko im Zelt mit vielen eigenen Einlagen. Hier wurden manche Kinder zu kleinen Stars. Melissa, Charlotte und Lara rockten mit einem spanischen Tanz, den schließlich alle – auch die Ausbilder- mittanzten, das Zelt. In nur drei Tagen wurden aus den „Code-Juniors“ echte „Code-Experts“. Und weil das so war, erhielten alle zum Abschluss eine Urkunde. Und auf die kann man nun wirklich stolz sein! Drei Tage Brandenburg waren eine tolle und lehrreiche Zeit. So etwas erlebt man nicht alle Tage.