Ein ganzer Tag zum Vorlesen – Schüler, Lehrer und Gastvorleser gestalten den Vorlesetag an der HHG

Was im letzten Jahr noch im Kleinen stattfand, wurde in diesem Jahr schon in größerem Stil durchgeführt.

Der bundesweite Vorlesetag, initiiert durch die Stiftung Lesen, schaffte es in diesem Jahr wieder in unsere Schule. Am 20. November fanden in der Heinrich-Heine Gesamtschule viele Vorleseaktionen statt.

Heutzutage erfahren Kinder viel zu selten, zu was Bücher und das geschriebene Wort in der Lage sind. Wenn das Gehörte allein durch die Vorstellungskraft Form annimmt und individuelle Bilder im Kopf des Zuhörers entstehen, dann taucht man ein in fremde, fantastische Welten, die einen aus dem Alltag entreißen. Dann wird es plötzlich ruhig im Raum und die Gedanken entfliehen und verfolgen die Figuren aus den Geschichten. Dann ist es Zeit sich den Geschichten anderer zu widmen und das eigene Leben hinter sich zu lassen. 

Ursprünglich sollte der Vorlesetag nur in den Deutsch- und Englischunterricht in der Sekundarstufe l einfließen. Doch die Kolleginnen und Kollegen und auch die Schülerinnen und Schüler überlegten sich darüber hinaus auch für die weiteren Fächer sowie für die Sekundarstufe ll viele tolle Vorleseaktionen.

Zum einen wurde das Vorlesen bewusst in den Unterrichtsalltag eingebettet und zum anderen wurden lang geplante Vorleseevents umgesetzt. So lasen Schülerinnen und Schüler, aber auch Lehrerinnen und Lehrer aus ihren Lieblingsbüchern vor und machten so den Zuhörern Lust in diese Phantasiewelten einzutauchen. Auf diese Weise traten manche Schülerinnen und Schüler auch einmal in die Rolle des Vortragenden, was für Viele ein gutes Training war. Einige Klassen wollten das Vorlesen nicht nur für den Moment genießen und nahmen ihre Lieblingsgeschichten deshalb in Form eines Hörbuchs für die Ewigkeit auf. Auch im Englischunterricht spielten Hörbücher eine Rolle. Teilweise wurden Hörbücher von englischsprachigen Autoren, die ihre Bücher selbst eingelesen hatten, gehört. Das Verständnis und Verstehen der Texte weckte neue Motivation für den Englischunterricht.

Vor allem spannende und Nerven aufreibende Geschichten wurden für das Vorlesen gewählt. In Gruselstunden, in denen die Kinder selbst entscheiden konnten, wie die Geschichten weitergehen sollten, herrschte eine spannende Atmosphäre, aber auch bei der Lösung von schwierigen Kriminalfällen haben die Kinder unter Hochspannung mitgeholfen.

Für die Klasse 6b wird der Tag aber wohl in besonderer Erinnerung bleiben. Sie hatte sich ein Publikum von 20 Personen in die Schule eingeladen. Die Schülerinnen und Schüler lasen zwei Geschichten für die Bewohner des Seniorenheims „Pro Seniore“ vor. Nach langer Vorbereitung lag dennoch viel Anspannung in der Luft der Bibliothek und alle hofften, dass die Darbietung gut über die Bühne ging und sich niemand einen Patzer erlaubte. Und natürlich, die Vorleserinnen und Vorleser haben ihre Geschichten ganz wunderbar vorgelesen und das Publikum war begeistert. Auch Frau Galka, die Klassenlehrerin der Klasse 6b, war mächtig stolz auf ihre Kinder. Diese sagten selbst, dass ihnen das Vorlesen so viel Spaß gemacht hätte, weil ihnen jemand zugehört und sie die Personen glücklich gemacht hätten. Da normalerweise die Senioren in die Schule zum Vorlesen kommen, waren die Kinder an diesem Tag nun froh, dass sie ihnen einmal etwas zurückgeben konnten.  Dass die Klasse schließlich auch noch die Seniorinnen und Senioren wieder in das Wohnheim zurückbringen durfte, rundete den Vorlesetag für sie besonders ab. 

Absoluter Höhepunkt des Vorlesetages waren aber die zahlreichen Gastvorleser, die dafür sorgten, dass die beteiligten Schülerinnen und Schüler für eine Lesestunde vergaßen, dass sie eigentlich in der Schule sind. So las zum Beispiel unser ehemaliger Schulleiter Herr Beyer im 12. und 13. Jahrgang in den Deutschleistungskursen von Frau Heß-Oberlack. Die Schülerinnen und Schüler waren von dieser Abwechslung und der eindrucksvollen Darbietung des früheren Lehrers begeistert und konnten sogar inhaltliche Parallelen zu ihrem aktuellen Deutschthema feststellen.

Auch der 11. Jahrgang kam in den Genuss einer Lesung durch einen Gastvorleser. In einem Geschichtskurs von Frau Wiemers las Herr Krampitz, ein Journalist und Redakteur der regionalen Tageszeitung zum Thema Flüchtlinge vor. Sein Text war nicht lang, aber sehr berührend, wodurch er es schaffte,  die Schülerinnen und Schüler zum Denken anzuregen.

Dass der Flüchtlingsstrom auch die Heinrich-Heine Gesamtschule und ihre Mitwirkenden beschäftigt, zeigte sich auch in der Lesung des Pastors Mehring, der in einem katholischen Religionskurs des 6. Jahrgangs unter Leitung von Herrn Derksen die Mose-Geschichte vorlas. Dass es auch hierin um eine Flucht, wie die der Flüchtlinge heute, ging, interessierte die Kinder besonders.

Sogar der Bezirksbürgermeister besuchte uns in der Schule, um in der Klasse 9a von Frau Carstensen vorzulesen. Er hatte mehrere Kurzgeschichten dabei, die für allgemeine Erheiterung sorgten. So las er zum Beispiel eine Satire von Frank Goosen über die Bedeutung des Fußballs im Ruhrgebiet und die Kurzgeschichte „Jüdisches Poker“ von Ephraim Kishon, was bei den Schülerinnen und Schülern gut ankam.

Pastor Augustin las in dem evangelischen Religionskurs im 6. Jahrgang von Herrn Holtorf zu alltäglichen Themen vor, die die Kinder zum Nachdenken anregten und ebenfalls interessante Gespräche hervorbrachten.

In der Sportklasse 6a war unter Leitung von Herrn Becker Frau Laur vom benachbarten Sportverein OSC zu Besuch, die einen Text zum Thema Mobbing im Gepäck hatte und dieses brenzlige Thema im Anschluss mit den Kindern diskutierte.

Insgesamt war die Stimmung an diesem Tag herrlich ruhig, da alle Schülerinnen und Schüler, die an einer Vorleseaktion teilnahmen, in verschiedene Geschichten eintauchen konnten und gespannt den Worten der Vorleser lauschten. Vorlesen und das Zuhören stand an diesem Tag im Fokus und alle Teilnehmer waren sich am Ende des Tages einig: So einen Vorlesetag müsste man eigentlich viel öfter machen.