Viele SchülerInnen sind zunächst ein wenig überrascht, wenn sie den Religionsunterricht in der Oberstufe besuchen, denn noch stärker als in der Sekundarstufe I stehen religiöse, kirchliche und biblische Aussagen im Zentrum des Unterrichts. Aber dies ist eigentlich kein Anlass zur Sorge, dass es langweilig werden könnte, denn im Mittelpunkt stehen existentielle Probleme, eigene Erfahrungen und Fragen, die Ausgangspunkt für die Arbeit sind. Christliche und biblische Aussagen sowie Einstellungen anderer Religionen oder Weltanschauungen zu bestimmten Themen bieten dann die Chance, sich an ihnen zu reiben und sie zu diskutieren. Keine Frage, häufig erscheinen uns religiöse Standpunkte fremd und eigenartig, aber es sind zumindest wirkliche Standpunkte, die uns dabei helfen können, die eigene Position zu über- denken um dann zu einem eigenen Standpunkt zu finden.
Dabei steht in jedem Halbjahr eine zentrale Frage im Mittelpunkt des Unterrichts, nämlich folgende:
• die Frage nach Maßstäben für menschliches Handeln (z.B. Was soll ich tun? Wie kann ich mein Handeln begründen? Wie das anderer sinnvoll bewerten?)
• die Frage nach Jesu (z.B. Gab es ihn wirklich? Was wollte er überhaupt und warum reden heute noch so viele von ihm? Hat er wirklich Wunder gewirkt? [ s.u.])
• die Frage nach der Rolle und den Aufgaben der Kirche (z.B. Macht es überhaupt noch Sinn in der Kirche zu sein? Was macht Kirche eigentlich bzw. was hat sie gemacht?)
• die Frage nach Gott und nach den Möglichkeiten über Gott zu sprechen (z.B. Gibt es einen Gott? Wie kann/darf man über „Gott“ reden? Warum lässt Gott Leid zu?)
• die Frage nach Diesseits und Jenseits (z.B. Was ist Zeit? Gibt es ein Jenseits? Wie haben sich Leute das Jenseits vorgestellt?)
Die Arbeitsformen im Religionsunterricht sind vielfältig. Unterrichtsgespräche und Diskussionen finden ebenso statt wie Gruppenarbeiten oder Referate. Längere Texte, die sich mit reli- giösen Fragen beschäftigen, werden außerdem gelesen. Allerdings bietet das Fach Religion auch viele Möglichkeiten, sich kreativ ins Unterrichtsgeschehen einzubringen und viele Anknüpfungspunkte zu anderen Fächern, z.B. zu Geschichte, Kunst oder Musik.